Artikel der KN

Übermenschliche Kräfte muss Pfarrer Bode wohl gehabt haben, als er 1869 die größte der drei Wallrother Kirchenglocken allein vom Wagen hob. Ganz sicher verbürgt hingegen ist, dass die Kirche in Wallroth tatsächlich 1869 ihre drei Glocken erhielt. Bernd Ullrich wusste in einem Treffen mit Pfarrerehepaar Eisenbach zu berichten, dass zum Weihnachtsfest vor 150 Jahren die Glocken zum ersten Mal geläutet wurden.

 

Uhrwerk

Und so wurde den Glocken anderthalb Jahrhunderte später wieder eine besondere Funktion im Gottesdienst am Heiligen Abend zuteil. Pfarrer Eisenbach setzte die Geburt Jesu in Verbindung zur Taufglocke, Sterbeglocke und Herrenglocke. Die drei Glocken erklangen jeweils zur Auslegung und später bei den Fürbitten und natürlich traditionell alle zusammen zum „O du fröhliche“ und Auszug der Gottesdienstgemeinde aus der Kirche an der Schwelle zum Weihnachtsfest.
„Auch nach 150 Jahren künden unsere Glocken mit ihrem Klang von der Freude über das Evangelium, rufen zu den Tageszeiten und Stunden zum Gebet im Alltag und sammeln die Gemeinde zum Gottesdienst. Sie sind ein Teil unserer dörflichen Kultur und viele Menschen verbinden mit Ihnen den Begriff Heimat“, so Pfarrerehepaar Eisenbach.
Dass die Glocken überhaupt noch da sind, verdankt die Gemeinde nach Auskunft von Bernd Ullrich dem Umstand, dass in Kriegszeiten einfach nicht genügend starke Männer vor Ort waren, um die Glocken aus dem Kirchturm zu demontieren.
Einen runden Geburtstag konnte auch die mechanische Turmuhrenanlage der Kirche Wallroth feiern. Genau seit 120 Jahren dreht sie die Zeiger der Kirchturmuhr und ist für den Hammerschlag zuständig. Ihre profane Bedeutung als Zeitanzeige für das Dorf hat sie in Zeiten von Armbanduhren und Mobiltelefonen längst verloren. Umso stärker tritt die sakrale Funktion ihres Stundenschlags hervor. Erinnert er doch daran, dass unsere Zeit in Gottes Händen steht. Mit Blick auf die Turmuhr dankt die Gemeinde besonders der Küsterfamilie Lotz für Ihren Dienst, denn die Uhr wird auch heute noch händisch aufgezogen.
Und schließlich durfte eins nicht fehlen: ein Film! Zumindest ein Filmzitat. Denn schon seit einigen Jahren taucht immer irgendwo im Gottesdienst am Heiligen Abend in der Wallrother Kirche, in der auch das Kirchenkino stattfindet, ein Filmbezug auf. Diesmal die Tochter von George Baily aus „Ist das Leben nicht schön“, die sagt: „Immer, wenn ein Glöckchen läutet, bekommt ein Engel seine Flügel.“ Wie stark müssen die Kräfte Gottes in 150 Jahren Glockenläuten unter uns in Wallroth geworden sein!
Den Glockenton gab‘s am Ende eines dank des Chors New Spirit musikalischen Gottesdienstes auch zum Mitnehmen: Alle Gemeindeglieder bekamen eine von drei kleinen Glocken geschenkt, sodass in manchen Familien vielleicht ein kleines neues Wallrother Dreiergeläut am Christbaum erklang.