„Papa“, fragte der Zweitklässler seinen Vater vor dem Gottesdienst, „warum steht da Glockenwidmung auf dem Liedzettel? Tante Anna sagte heute Morgen, sie gehe zur Glockenweihe!“ Der Vater wusste auf die Frage keine Antwort und fragte aber gleich Pfarrer Stefan Eisenbach. „Wir evangelischen Christen weihen, sprich segnen, keine Sachen. Bei uns werden nur Menschen gesegnet. Also kann eine Glocke nicht gesegnet, sondern durch die Widmung feierlich in Gebrauch genommen werden.“ Nach der Klärung dieser Frage setzte das Orgelvorspiel unserer Organistin Bettina Röder ein und der Gottesdienst begann.
Zunächst entwickelte sich die Liturgie wie gewohnt, wenn man davon absah, dass der Chor „Calypso“ der Chorgemeinschaft Kressenbach-Ürzell (Leitung Alexander Jacobi) den Ablauf durch zwei Liedbeiträge bereicherte. Aber bei der Schriftlesung änderte sich das. Nachdem unser Pfarrerehepaar Marie und Stefan Eisenbach den Psalm 95 im Wechsel gelesen hatten, sang der Gemischte Chor der Chorgemeinschaft: „Halleluja“ und die Türen der Kirche wurden geöffnet. Warum? Der weitere Ablauf wird es zeigen.


Während des nun folgenden Gebetes, wurden nämlich die Glocken unserer Kirche der Gemeinde zu Gehör gebracht. Marlies Wunderlich begann folgenden Eingangsworten: „Allmächtiger Gott, Schöpfer alles guten und vollkommenen Gaben, wir bitten dich: Gib, dass unsere neue Glocke allzeit deine Ehre verkündige und deine Gemeinde zum Gottesdienst versammele, zum Gebet einlade und mahne und uns begleite auf unserem Wege. Erhöre uns um deiner Barmherzigkeit willen.“
Es folgte die Glockenwidmung, bei der alle drei Glocken zu hören waren. Gerhard Ohly begann: „So erklinge die große Glocke, deren Metall seit 589 Jahren in Kressenbach klingt, neu gegossen vor 69 Jahren und die als Dominica, als Glocke des Herren mit dem biblischen Ruf der Engel als Inschrift „Gloria in excelsis deo“ – „Ehre sei Gott in der Höhe“ die Menschen zum Gottesdienst ruft.“ Die Herrenglocke erklang durch die offenen Türen.
Marie Eisenbach folgte: „Es erklinge die zweite Glocke, gegossen 1949, erinnert sie als Sterbeglocke daran, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Sie ruft nach Trost, Frieden und Gottes Nähe mit der Inschrift: „O rex gloria veni cum pace“ – O König der Ehre komm mit Frieden.“
Stefan Eisenbach schloß mit den Worten: „Es erklinge die neue kleinste Glocke, die Taufglocke. Sie soll uns an unsere Taufe erinnern und an die Zusage Gottes mit seinem Segen um uns zu sein. Gegossen in diesem Jahr trägt sie die Inschrift aus dem Taufbefehl des Matthäusevangeliums: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Sie sei gewidmet zum Lobe Gottes in Kressenbach, ihm sei Ehre in unserer Gemeinde von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Alle Glocken stimmten in das Geläut der Taufglocke ein; die Gemeinde sang dazu: Nun danket alle Gott. Nach den Fürbitten, dem Vater Unser, das der Gemischte Chor unter der Leitung von Antoni Romuald Ryborz nach dem Gebet intonierte und dem Segen endete der liturgische Teil des eindrucksvollen Gottesdienstes.
Die Kressenbacher Glocken kann man unter diesem Link anschauen und die Taufglocke hören: https://photos.app.goo.gl/ 6DbEJSmB1pMk8dLJ6 Auch auf der Homepage unserer Gemeinde: kirche-wbk.de (Das sind wir/ Kirchen/ Kressenbach) kommt man zu den Bildern und dem Geläut der neuen Taufglocke.
Aber die Veranstaltung in der Kirche ging noch weiter. Unserem Kirchenältesten Klaus Leipold wurde für seine Verdienste von Bürgermeister Matthias Möller das Stadtsiegel der Stadt Schlüchtern überreicht. Ortsvorsteher Reiner Wunderlich und Marlies Wunderlich, jetzt als Vorstandsmitglied des Gemischten Chores Kressenbach, ergänzten die Laudatio.
Klaus Leipold war 30 Jahre lang Mitglied im Kressenbacher Kirchenvorstand, lange Jahre auch Friedhofsgärtner, und übernimmt heute noch als Kirchenältester Lesungen im Gottesdienst. Sein Name ist auch untrennbar mit dem Kressenbacher Chorwesen verbunden. War er doch seit seinem 18. Lebensjahr aktiver Sänger, dann stellvertretender Vorsitzender und ab 1962 bis 1982 erster Vorsitzender des MGV Kressenbach e. V.
Heute ist er in dem Verein Ehrenvorsitzender und singt noch leidenschaftlich mit im Chor. Weitere Aktivitäten zeichneten Klaus Leipold als Gründungsmitglied des FC Kressenbach im Jahre 1961 aus, in dem Verein war er lange Vorstandsmitglied und Platzkassierer; auch bei der Feuerwehr war er aktiv. Noch heute hilft er im kirchlichen und dörflichen Bereich, wenn er gebraucht wird. Seine ruhige und sachliche Art macht ihn zu einem kompetenten Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Wir wünschen ihm und seiner Frau Margarete alles Gute für die Zukunft, vor allem Gesundheit. (Siehe Serie „Lebendige Steine“ in dieser Ausgabe). Zum Abschied gab es für alle Gottesdienstteilnehmer eine Glocke als Magnet, sodass man die neue Glocke zuhause aufhängen kann. Gerhard Ohly

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